Aug. 012019
 

»Love after Love«

Der Titel des Films zitiert den Titel eines der schönsten Gedichte des 20. Jahrhunderts: »Love After Love« von Derek Walcott, das von der Beziehung spricht, die ein Mensch zu sich selbst hat. Davon, dass man irgendwann lerne, sich als Freund zu behandeln, dass der Blick in den Spiegel Betrachter und Betrachteten eins werden lasse, dass beide folglich das eigene Glück im Glück des Anderen finden. Man werde den Fremden wieder lieben lernen, der man selbst einmal war, der einen immer liebte und den man missachtet hat für einen anderen. Für den, meint das, der man hat werden wollen und der man nun, vielleicht, mehr oder weniger geworden ist. Eben deswegen, weil man heute als ein anderer in der Welt steht, kann man sich wieder lieben. Denn man ist immer schon beides, Eigenschaft und Wille, Wirklichkeit und Selbstbild. Im Alter wächst die Möglichkeit, sich mit sich selbst zu versöhnen, ohne Unsicherheit und das Gefühl drohenden Rückfalls auf sein jüngeres Ich zu blicken. Das Gedicht schließt mit dem Rat, den persönlichen Krempel von den Bücherregalen zu entfernen. Wer, will das wohl sagen, das Eigene in Ordnung bringt, braucht nicht mehr die Welt damit zu belasten, hat folglich erstmals die Chance, sie zu sehen als das, was sie ist.

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