Vielversprechend hingegen scheint mir »Mindhunter«. Ich sage das nach erst drei gesehenen Folgen, also eigentlich zu früh. Die Serie spielt Ende der Siebziger. Sie erzählt die Geschichte der forensischen Verhaltensforschung beim FBI und ist angenehm theorieorientiert.
Zu lösende Kriminalfälle kommen vor, stehen aber nicht im Zentrum; sie haben mitunter Einfluss auf die Entwicklung der Einheit, die, wie gesagt, die eigentliche Story der Serie ist. Wenig ist kontingent an dieser Serie, alles wird diesem Erzählziel untergeordnet. Es wird geschult, man diskutiert, entwickelt grundlegende Kategorien wie organisiert/unorganisiert, Stressor usw. Ein wenig Privatleben haben die Figuren auch, und da findet man so wunderbar aufgeladene Sätze wie »Väter sind immer abwesend« (selbst wenn sie da sind). Man reist durchs Land, um Serienmörder zu interviewen. Man kämpft gegen den inneren Widerstand beim FBI.
Zugleich scheint, das ist schwer zu sagen jetzt schon, die Staffel geklammert von einem aktuellen Fall, der immer am Anfang jeder Folge forterzählt wird. Offenbar sehen wir dort die Entstehung eines Serienmörders, und diese Geschichte läuft parallel zur Geschichte der sich ausbildenden Einheit, so dass sie wahrscheinlich zum Finale der Staffel aufeinandertreffen werden, als Umschlag der langwierigen Theoriebildung in die Praxis. Dieser Kniff, das Werden des Mörders und das Werden seiner Fänger parallel zu erzählen, wie eine Art Wettrüsten, ist ein schöner Einfall.
Davon ab gelingt der Serie auch in Kostüm und Szene ein einheitlicher Eindruck, eine Ästhetik aus einem Guss, erforderlich schon durch den zeitliche Verortung, wie man es gelungen bereits von »The Americans« oder »Life on Mars« kennt. Man lege den Gameboy beiseite und schau es sich an.
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