Sep. 012013
 

Und Hege wer? Wenn ich was schönes lesen will, lese ich Gerhard Henschel, der das Machwerk dieser sprachlich und gedanklich überforderten Betriebsnudel in Titanic 03/2010 auf trefflichste verrissen hat. Alles im Universum hat einen höheren Zweck. Henschel zu einem schönen Text veranlaßt zu haben ist der eine Punkt im Leben der Helene Hegemann, der diese traurige Existenz dann vielleicht doch nicht so ausschließlich überflüssig macht.

Überhaupt, wer will so ungenügsam sein und sagen, Erledigungen solle man von Karl Kraus besorgen lassen oder gar nicht? Wenn Kraus nicht zur Hand ist, tut es auch Lessing, der 1751 Klopstocks »Ode an Gott« lakonisch-trocken verrissen hat (»… und anstatt, daß ein anderer Dichter, welcher in ähnlichen Umständen war, seine poetische Klage mit einem ›Soll ich meine Doris missen? etc.‹ anfing, so erschüttert ihn [Klopstock] ein stiller Schauer der Allgegenwart Gottes …«). Oder Wiglaf Droste, der 1998 in einer Beilage des Tagesspiegel Hellmuth Karaseks Roman »Das Magazin« abschoß (»Erotisch schreiben können möchte er auch. Das klingt dann so: ›Sein Glied versteifte sich.‹«). Peter Dierlich, der in der Jungle World 5/2008 mittels close reading das weitverbreitete Vorurteil aus der Welt schaffte, Martin Mosebach müsse, nur weil er elegant gekleidet ist, auch gleich elegant schreiben können. Volker Weidermann, der sich in der FAZ vom 25. 6. 2009 Uwe Tellkamp als atmendes Gesamtmachwerk vornahm. Ich sollte einen Punkt machen. Ach, vielleicht noch Robert Gernhardts Spott über den Versuch eines Günter Grass, in Sonetten zu machen (Dritte Essener Vorlesung, 6. Februar 2002; abgedruckt in: Was das Gedicht kann: Alles, Frankfurt 2010). Oder Matthias Herings Antwort auf Gerhard Branstners Versuch, die Theatergeschichte …

Ich mache einen Punkt. Es gibt viele Rezensionen, die man noch wird lesen können, wenn schon längst keiner mehr weiß, um wen es dabei eigentlich ging. Man sieht: Selbst Literaten sind zu was gut. Gott liebt es, über Bande zu spielen.

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