Nov 092019
 

Der Nation-Begriff der DDR war im Grunde der französische, in dem das Volk aus dem sittlichen Charakter des konstituierten Staats abgeleitet wird (anstatt seinerseits den Staat zu konstituieren). Noch je war der Nationalismus von oben, obgleich nie ganz vernünftig, der der Vernunft sich etwas weniger entgegensetzende. Und er gab – anders als der impulsive, im Widerstand gebildete, notwendig völkische Nationalismus von unten – den Menschen die Möglichkeit, zu ihrem Land aus sittlichen Gründen Ja zu sagen.

Ein DDR-Bürger konnte zugunsten seines Deutschlands mehr hervorbringen als bloß den Umstand, dass es deutsch sei. Diese Nation war wesentlich an Verfassungsform und Produktionsverhältnisse gebunden. Sie war sozialistisch, und wenn nicht mehr das, war sie nichts. Das hat jenen DDR-Menschen, die am 9. 11. zum Checkpoint getorkelt sind und in den folgenden Wochen und Monaten nach der Wiedervereinigung gerufen haben, nicht gereicht.

Jetzt haben sie den völkischen Nation-Begriff, der sich aus dem Boden und der gemeinsamen Identität ableitet, jenem »Brei der Herzen«, wie Hegel es nicht ohne Kotzen nannte. Sie sind die Täter von Eleven Nine und dessen erste Opfer.

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