Wie jedes Jahr, mehr um die Langeweile zu verscheuchen als deswegen, weils tatsächlich relevant wäre, hier was zum heraufziehenden Inferno. Ein Filmpreis, der sich Oscar nennt, hat ohnehin verloren. Gewisse Aufregungen verstehe ich einfach nicht.
Man mag als unangemessen empfinden, dass ROMA in zwei analogen Kategorien (Best Picture & Best Foreign Language Film) auftaucht; das ist sicher ärgerlich für Filme wie SHOPLIFTERS oder COLD WAR, aber das ist die Situation. ROMA ist, als mexikanischer Beitrag, sehr nahe am amerikanischen Betrieb und in technisch-handwerklicher Hinsicht unzweifelhaft der Film des Jahres. Man wird auch spotten dürfen über die Nominierung von BLACK PANTHER, an dem genau gar nichts hervorragend ist und der nicht mal zu den besseren MCU-Filmen gehört. Doch alle diese Einwände beruhen darauf, dass nicht verstanden wird, worum es in Best Picture geht. Dort zählen gar keine Gründe als eben bloß das persönliche Gefühl, das ein Filme beim jeweiligen Zuschauer ausgelöst hat. Es ist möglich, dass ein Film in technischen und ästhetischen Wertungen gut abschneidet, aber als Gesamtwerk nicht zündet. Es ist möglich, dass ein Film als Gesamtwerk zündet, ohne sonst bemerkenswert zu sein. Und diese Zündung kann auch einfach daran liegen, dass er eine ganz bestimmte Stimmung zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt ausdrückt, in der sich viele wohl- oder übelgestimmte Zuschauer wiederfinden.
Von all dem äußerlichen Rabbatz – der Showstruktur, der Konzernpolitik, dem Schwachkopf Kevin Hart usf. – will ich nicht reden. Wer ernstlich nachtens aufbleibt, ist, sofern nicht durch Schlafstörung entschuldigt, selbst Schuld. Ich rede über meine Eindrücke der Saison, und ganz prima vista, also nicht systematisch, sondern nach dem, was haftengeblieben ist. Wenn also ein Film bei mir hier oder da nicht auftaucht, ist das noch kein Statement gegen ihn. Wenn er allerdings von der Academy hier oder da nominiert wurde und nicht auftaucht, dann schon:
BESTER FILM: The Wife (Green Book, The Favourite, Roma, A Star Is Born, You Were Never Really Here)
BESTE REGIE: Roma (You Were Never Really Here, The Favourite, Vice, First Man)
BESTER HAUPTDARSTELLER: Viggo Mortensen: Green Book (Christian Bale: Vice, Bradley Cooper: A Star Is Born, Hugh Jackman: The Front Runner, Colin Firth: The Mercy)
BESTE HAUPTDARSTELLERIN: Glenn Close: The Wife (Yalitza Aparicio: Roma, Melissa McCarthy: Can You Ever Forgive Me?, Julia Roberts: Ben is Back, Jodie Foster: Hotel Artemis)
BESTER NEBENDARSTELLER: Mahershala Ali: Green Book (Adam Driver: BlacKkKlansman, Sam Elliott: A Star is Born, Steve Carell: Vice)
BESTE NEBENDARSTELLERIN: Amy Adams: Vice (Olivia Colman: The Favourite, Margot Robbie: Mary Queen of Scots)
BESTES ORIGINALDREHBUCH: Roma (Green Book)
BESTES ADAPTIERTES DREHBUCH: The Wife (A Star is Born, Can You Ever Forgive Me?)
BESTE KAMERA: Roma (You Were Never Really Here, The Favourite, Vice, Under the Silver Lake, First Man)
BESTES SZENENBILD: Roma (The Favourite, First Man, Crooked House)
BESTES KOSTÜMDESIGN: Robin Hood (The Ballad of Buster Scruggs, The Favourite, Mary Queen of Scots)
BESTE FILMMUSIK: First Man (Isle of Dogs, Only the Brave, You Were Never Really Here)
BESTER FILMSONG: Shallow: A Star is Born
BESTES MAKE-UP: Vice (The Favourite)
BESTER SCHNITT: The Favourite (Vice, You Were Never Really Here, First Man, Roma)
BESTER TON: Roma (You Were Never Really Here, A Star is Born, Bohemian Rhapsody)
BESTER TONSCHNITT: First Man (You Were Never Really Here, A Quiet Place, Bohemian Rhapsody)
BESTE VISUELLE EFFEKTE: First Man (Aquaman, Ready Player One, Robin Hood)
BESTER ANIMATIONSFILM: Spider-Man: Into the Spider-Verse (Isle of Dogs)
BESTER FREMDSPRACHIGER FILM: Shoplifters (Roma, The Guilty, Dogman, In den Gängen)
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