Dez 232013
 

Ich mag den Humor, die Beteiligten und die Wahl ihrer Hauptfeinde. Ich folge Stefan Gärtner dennoch in einem Punkt nicht. Der gute Witz ist in erster Linie eine Frage der Technik und nicht des Inhalts. Ein Witz muß keine Wahrheit (auch keine höhere) enthalten, um zu funktionieren. Er muß wahr sein in dem Sinne, daß die Klischees, die er bedient, oder der vorgeführte Widerspruch zwischen Absicht und Handlung (stete Voraussetzung für komische Handlungen), eine gewisse Übereinstimmung mit der Wirklichkeit besitzen sollten, damit wir sie wiedererkennen. Aber die Übereinstimmung muß nicht groß ein; es reicht, wenn die Klischees bzw. die Widersprüche geglaubt werden oder auch nur als solche bekannt sind.

Folglich gibt es schlechte und gute Witze über jeden Gegenstand. Auch Nazis haben gute Witze. Ich kenne einige. Sie sind gut, aber nicht zum Lachen. Und das nicht, weil man es nicht darf, sondern weil man es nicht kann. Warum wir über Witze von Nazis nicht lachen können, liegt nicht darin, daß diese Witze sämtlich als Witze schlecht wären, sondern darin, daß wir gar nicht anders können als den historischen Hintergrund mitzudenken.

Den reinen, gänzlich unbefangenen Zuhörer gibt es nicht, es kann ihn nicht geben. Und könnte es ihn geben, wäre er der schlechteste Zuhörer von allen, weil ihm wiederum (da er bar jedes historischen Zusammenhangs ist) das Mindestmaß an Wiedererkennung fehlte. So ist die Wiederkennung zugleich das, was ermöglichen könnte, über unmögliche Witze zu lachen, als auch das, was uns zu lachen hindert, wenn die Witze unmöglich sind.

(Titanic vs. Konkret – Hitler Zum Totlachen. Was Ist Und Wozu Braucht Man Deutschen Humor)

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